Venetoclax und Obinutuzumab
Ich habe eine Krebstherapie begonnen und versuche mich hier an einer Art Tagebuch darüber. Es geht um Gedanken zur Behandlung, zu Krankenhausaufenthalten und Krebs im Allgemeinen.

Vor einiger Zeit wurde bei mir chronisch-lymphatische Leukämie (CLL) festgestellt. Nachdem sich meine Blutwerte verschlechterten und Lymphknoten vor allem im Halsbereich weiter anschwollen, habe ich im Januar 2022 eine Chemotherapie begonnen.
Als eine Art Tagebuch begleitet diese kleine Text-Sammlung die Therapie – zumindest solange, wie ich das für eine gute Idee halte. Es geht um Eindrücke von der Behandlung, Gedanken zum Thema Krebs und Aufenthalte im Krankenhaus. Orts- und Personennamen werden nicht genannt, alles ist anonymisiert.
Der Titel „Venetoclax und Obinutuzumab“ bezieht sich auf die Medikamente, die im Mittelpunkt meiner Behandlung stehen. Obinutuzumab ist ein Antikörper, der als Infusion verabreicht wird, Venetoclax als Tablette. Wer sich – wie ich jetzt wieder – fragt, warum Medikamente nicht eingängigere und damit barrierefreiere Namen haben, findet hier Hintergründe dazu. Jeder Eintrag ins Tagebuch ist ein eigener Post. Bisher gibt es:
Januar 2022
Tagesklinik (morgens hin, abends zurück); erste Infusion Obinutuzumab ruft zunächst Abwehrreaktion mit Erbrechen hervor; Pause und zusätzlich unterstützende Medikamentation; im zweiten Anlauf klappt es besser; fühle mich sehr mitgenommen; Wellness-Tipp: nicht in FFP2-Maske kotzen.
Tagesklinik, nächster Tag; vertrage zweite Infusion Obinutuzumab besser als am Vortag, bin abends nicht so hinüber wie zuvor; Blutwerte haben sich bereits verbessert, Schwellungen am Hals sind etwas zurückgegangen; bin froh, dass der Start geglückt zu sein scheint und dass ich jetzt ein paar Tage Ruhe bis zur nächsten Infusion habe; immens zur Beruhigung trägt auch bei, dass ich mich in der Klinik gut aufgehoben fühle.
Sperma in Gefahr
Im Vorlauf der Therapie wurde ich darüber aufgeklärt, dass sich die Behandlung negativ auf die Spermienqualität auswirken kann, zumindest für die Zeit während und eine längere Phase nach der Behandlung. Eine Schwangerschaft sei dann unbedingt zu vermeiden. Das gesundheitliche Risiko für Kinder, die mit womöglich erbgutgeschädigten Spermien gezeugt werden, sei zu groß. Eine Konservierung von Sperma vor der Therapie könne ratsam sein, hieß es.
Mein Kinderwunsch war aus verschiedenen Gründen nie besonders ausgeprägt und hat in den letzten Jahren, auch durch den – pandemieverstärkt – pessimistischen Blick auf die Klimakrise, noch weiter abgenommen. In den Wochen vor Behandlungsbeginn hat mich die Frage dann aber doch sehr beschäftigt. Nach einem Beratungsgespräch mit einer Fachärztin Anfang Januar habe ich mich schließlich gegen die Spermakonservierung entschieden. ◆
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Oliver Pöttgen (er/ihm) hofft, dass ihm das Schreiben über die Therapie beim Verarbeiten hilft und es auch für Leser*innen in ähnlichen Situationen eine Hilfe sein kann.
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