Gendersprache: das generische Maskulinum
Warum das Unwort „Gendersprache“ vermieden werden sollte, wenn es um geschlechterinklusive Sprache geht. Eine Notiz.
Wer über geschlechterinklusive Sprache spricht, sollte den Begriff „Gendersprache“ vermeiden. Er wird vor allem von rechts genutzt und soll verunglimpfend vernebeln („Gender!? Bäh!“), worum es eigentlich geht: um die sprachliche Sichtbar- und Bewusstmachung geschlechtlicher Vielfalt, als Wert an sich und insbesondere als Voraussetzung politischer Teilhabe von Menschen, die keine Männer (oder Frauen) sind.
Wenn das Sichtbarmachen mit Sonderzeichen wie dem Sternchen (*), dem Unterstrich (_) und dem Doppelpunkt (:) gemeint ist, wie etwa bei „Autor*innen“, bieten sich als etablierte Begriffe dafür an: „geschlechterinklusive Sprache“, „geschlechtersensible Sprache“ und „geschlechtergerechte Sprache“.
Am meisten vergeschlechtlicht
Ohnehin absurd ist, dass Menschen, die hauptsächlich das generische Maskulinum nutzen, von „Gendersprache“ sprechen, wenn sie gegen geschlechterinklusive Sprache wettern. Gerade das generische Maskulinum stellt die am meisten vergeschlechtlichte (im eigentlichen Sinne „gegenderte“) Form von allen dar (neben dem nicht einmal ansatzweise so dominanten generischen Femininum): Nur Männer werden direkt adressiert, alle anderen sind bestenfalls „mitgemeint“. Die wirkliche „Gendersprache“ ist also das Sprechen und Schreiben mit generischem Maskulinum.
Zuerst erschienen in der Reihe #AmRande auf vliestexts Instagram-Account.
Zum Autor
Oliver Pöttgen (er/ihm) findet, dass das generische Maskulinum den Lesefluss stört. Zudem glaubt er zu beobachten, bei aller gebotenen Vorsicht, dass das Festhalten am generischen Maskulinum Rückschlüsse auf inhaltliche Qualitäten von Texten zulassen könnte.
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