Ziemlich deutsch: der Schellenbaum
Beim Großen Zapfenstreich für Angela Merkel leuchtete auch er im Fackelschein und irritierte – der Schellenbaum. Zeit für eine Symbolkritik. Ein Text für 54books.
Am 2. Dezember 2021 führte die Bundeswehr für die aus dem Amt scheidende Angela Merkel einen Großen Zapfenstreich auf. Wie schon so oft in ihrer Regierungszeit, bei Staatsbesuchen im Kanzler*innenamt, wurde Merkel auch da wieder ein Symbol vorgeführt, das zwar reichlich aus der Zeit gefallen scheint, von dem in Deutschland und weltweit aber wohl immer noch Tausende herumgetragen werden: der Schellenbaum.
Welche Funktion dieses obskur anmutende und von manchen – wie das Zeremoniell Zapfenstreich insgesamt – als verstörend empfundene Objekt erfüllen soll und was seine prominente Präsenz bei höchsten staatlichen Feierlichkeiten heute noch rechtfertigt, dazu findet sich in öffentlich zugänglichen Informationen der Bundeswehr und ihres Musikdienstes allerdings nur wenig. Und auch abseits offizieller Quellen scheint der Schellenbaum wenig publizistische Aufmerksamkeit erfahren zu haben, vor allem nicht aus kritischer Perspektive. Für ein so opulentes staatliches Symbol ist dieser Informationsmangel erstaunlich. Schließlich war der Schellenbaum nicht nur in Preußen, sondern gerade auch in der NS-Zeit durchgängig präsent. ◆
Dies ist ein Appetitmacher, beim Online-Feuilleton 54books gibt es den vollständigen Text. Darin setze ich mich kulturgeschichtlich und symbolkritisch mit dem Schellenbaum auseinander. Um Penisse und Konrad Adenauer geht es auch. Im allgemeineren Sinne geht es um die Frage, wann Kollektive von alten, womöglich ver- und missbrauchten Symbolen ablassen, sie verändern oder ganz auf sie verzichten.
Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F010402-0004; Egon Steiner auf Wikimedia Commons (CC-BY-SA 3.0)
Zum Autor
Oliver Pöttgen (er/ihm) kennt Schellenbäume seit seiner Kindheit im Sauerland, wegen all der Schützenfeste dort. Er findet das Symbol Schellenbaum auch aus männlichkeitskritischer Perspektive interessant.
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