Der Bundessauerländer: Friedrich Merz ist ein Problem für das Sauerland
Das Sauerland leidet unter Friedrich Merz, jetzt vor der Bundestagswahl noch mehr. Weiß es um die Gefahr? Ein Brief.
Liebe Sauerländer*innen,
als weggezogener Sauerländer mache ich mir Sorgen ums Sauerland, das ich gern besuche. Ich mache mir Sorgen um sein Bild in der Welt. Wegen Friedrich Merz.
Bald ist Bundestagswahl und Armin Laschet hat Merz in sein Vergangenheitsteam berufen. Auch wenn es Merz, wie es seine Art ist, in kein Regierungsamt schaffen sollte, weil Laschet verliert oder keine Koalitionspartnerin Merz als Minister akzeptieren würde, geht von ihm eine große Bedrohung fürs Sauerland aus.
Das ging sie immer schon, aber jetzt ist sie noch mal größer geworden. Bis zur Bundestagswahl und in deren Nachgang wird Merz medial noch präsenter sein, als er es eh schon ist. Das ist gefährlich, denn er kennt Fakten nicht oder ignoriert sie, hat chronischen Rechtsdrall und ein kaltes Herz.
Manche Medien stellen ihn deswegen gern vor Kameras, lassen ihn gern Texte schreiben, laden ihn gern in Talkshows ein. Merz ist gut für Krawall und der ist gut für Klicks und Quote.
Der Bundessauerländer
Oft findet er sich dabei mit „der Sauerländer“ oder ähnlich beschrieben. Der WDR leitet ein Merz-Porträt so ein: „Bierdeckel, Sauerland, BlackRock: Das sind drei Schlagworte, die viele mit Friedrich Merz verbinden.“ Fürs Sauerland ist das schlechte Gesellschaft. Es findet sich umrahmt von zwei Begriffen, die sich als wesentliche Merkmale von Merz’ politischem Leben und seiner Irrlichterei lesen lassen:
„Bierdeckel“ geht zurück auf ein nicht durchdachtes Einkommenssteuermodell, das jene Art von Unwissenheit vermuten lassen könnte, die Merz auch aktuell, Expert*innen zufolge, in Fragen der Energiewende und Klimakatastrophe wieder zur Schau stellt. „BlackRock“ meint seine frühere Tätigkeit als Lobbyist und Aufsichtsratsvorsitzender für den zwielichtigen Vermögensverwaltungskonzern gleichen Namens, der für Finanzkapitalismus auf Kosten von Klima, Umwelt, Gesellschaft und Mensch steht.
Merz ist ein Anwalt des Alten, der Mächtigen, derjenigen, die eh schon viel zu viel haben, weil sie andere ausbeuten.
Sauerland Schauderland?
Merz betont selbst gerne, dass er aus dem Sauerland stammt. Seine politische Karriere begann dort, sein Hauptwohnsitz ist dort und jetzt kandidiert er als CDU-Direktkandidat im Hochsauerlandkreis für die Bundestagswahl, nachdem er dort den langjährigen CDU-Abgeordneten Patrick Sensburg verdrängt hat.
Auf RP Online findet sich dieses Manöver mit „Comeback auf Sauerländisch“ überschriftet, als sei Merz’ Stil der des Sauerlands.
Merz nutzt das Sauerland auch gern für seine Inszenierung als heimatverbundener, menschennaher Politiker, der für Leute vom Land da ist. Das ist Unfug. Merz ist ein neoliberaler Millionär, der sich regelmäßig für Sozialkürzungen ausgesprochen hat, wirtschaftlich schwache Menschen gängeln will und bei dem bezweifelt werden darf, ob ihm die Diskriminierungserfahrungen vieler Frauen und gesellschaftlich an den Rand gedrängter Gruppen wirklich bekannt und wichtig sind.
Merz ist ein reaktionärer Männerpolitiker wie sie sich die Welt, Deutschland und auch das Sauerland nicht mehr leisten können.
Wenn Regionen zu sehr mit bestimmten Politiker*innen und ihren Positionen in Verbindung gebracht werden, können ihr Image und ihr Wert als Lebens- und Wirtschaftsort darunter leiden. Das gilt vor allem dann, wenn es keine ähnlich bekannten Gegenstimmen gibt.
Für das Sauerland ist das der Fall. Es gibt bundesweit aktuell nur Friedrich Merz, der als Stimme des Sauerlands wahrgenommen wird. Sollte er den Hochsauerlandkreis wieder im Bundestag vertreten, wird das Sauerland noch mehr mit Merz in Verbindung gebracht werden und sein Image noch mehr unter ihm leiden.
„Sauerland Powerland“ stand einst auf einem Plakat der Jungen Union mit Merz. Ich fürchte, dass sich viele vielleicht fragen werden, ob das Sauerland nicht eher ein Schauderland sein könnte, wenn es jemanden wie Merz durch Wahl in den Bundestag politisch legitimiert.
Was ist zu tun?
Ein erster Schritt wäre, liebe Sauerländer*innen, Friedrich Merz am 26. September nicht zu wählen. Millionen Menschen beneiden Euch darum, Friedrich Merz die Stimme verweigern zu dürfen, beneiden Euch darum, verhindern zu können, dass jemand wie Merz im Bundestag sitzt, in Regierungsverantwortung kommt und Zukunft sabotiert.
Darüber hinaus könnte es für das Image des Sauerlands förderlich sein, wenn es im Sauerland mehr prominente Stimmen gäbe, die sich offen und bundesweit wahrnehmbar gegen Merz und seine Ansichten stellten und klarmachten, dass das Sauerland nicht Friedrich Merz gehört. ◆
Ergänzung: Bei der Bundestagswahl 2021 gelang Friedrich Merz der Einzug in den Bundestag. Zudem wird er neuer CDU-Vorsitzender. Damit gilt das oben Gesagte umso mehr.
Zum Autor
Oliver Pöttgen (er/ihm) ist im Sauerland aufgewachsen, zum Studieren weggezogen und denkt des Öfteren in Sorge an die Wahrnehmung des Sauerlands durch Dritte.
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